Am Großen Aletschgletscher ist das Zusammenspiel von Gletschereis und Felsstabilität zu sehen - und wie schnell dieses Gleichgewicht aus dem Lot gerät.
Dr. Franzi Glueer ETH Zürich
Wer bist du und was machst du in der Aletsch-Region?
Ich bin Ingenieurgeologin beim Schweizerischen Erdbebendienst und forsche an Hangrutschen und Felsstürzen im alpinen Raum. Am Grossen Aletschgletscher habe ich 5 Jahre lang die Felshänge im Bereich der Gletscherzunge vermessen und konnte die Entwicklung eines langsamen tiefgreifenden Hangrutsches zu einer rasanten Massenbewegung verfolgen.
 Wie bist Du zu diesem Projekt gekommen?
Ich  habe an Hangrutschen in Patagonien geforscht und dabei Prof. Simon Löw  von der ETH (Ingenieurgeologie) kennengelernt. Nachdem ich einige Jahre  im Ingenieurbüro geschafft hab, hat mich das Aletschprojekt dann in die  Forschung an die ETH gezogen.
Wie lange bist Du nun schon in der Aletsch Region am Messen & Forschen? 
2013  haben wir dort die erste Totalstation zur Überwachung von Spiegeln in  den Felswänden aufgebaut. Meine Forschungsarbeit über das dort  installierte Messsystem und die grosse Hangrutschung von Moosfluh konnte  ich im 2018 abschliessen. Seitdem arbeite ich beim Schweizerischen  Erdbebendienst und forsche auch an anderen Hangrutschen in der Schweiz.  Zur Moosfluh komme ich aber immer wieder. 
Was sind die wichtigsten Erkenntnisse aus deiner Forschungsarbeit am Aletsch Gletscher?
Ich  hatte das grosse Privileg mit meinem Team von Ingenieurgeologen der ETH  Zürich, die Entwicklung eines Hanges von einer langsamen zu einer sich  rasant beschleunigenden Massenbewegung zu beobachten und zwar von Anfang  an, da wir zu einer Zeit unsere Sensoren installierten, als die  Moosfluh noch kein grosses Thema war. Dass die fehlende Last des  Gletschereises auf den Hangfuss eine Massenbewegung aktivieren kann, war  hier mehr als deutlich. Auch, dass der mit der Gletscherschmelze  sinkende Grundwasserspiegel im Hang einen grossen Einfluss auf die  Bewegungsraten hat. Des Weiteren habe ich am Mechanismus der  Hangbewegung Moosfluh geforscht und ein System entwickelt, wie man  anhand von gemessenen Bewegungen an der Oberfläche auf den Mechanismus  in der Tiefe schliessen kann.
Wie motivierst Du die so lange über diese Thema zu forschen?
Für  mich ist der ganze Bereich der Naturgefahren irgendwie eine  Herzensangelegenheit, und am Aletsch gibt es noch so viel zu erforschen,  da könnte ich noch lange dran bleiben.
Was können wir Menschen aus Deiner Sicht verändern um den Klimawandel zu bremsen?
Ich  forsche ja mehr an den Auswirkungen, die durch ein sich veränderndes  Klima entstehen. Momentan habe ich die Möglichkeit noch viele andere  Hangrutsche und Felsstürze zu untersuchen. Da wird einem schnell klar,  wie verletzlich man ist im Vergleich zu den Kräften, die in einem  solchen Hang frei werden. Dieser Respekt vor der Natur lässt einen  aufhorchen und handeln. Ob das nun umweltfreundlicher Reisen ist oder  ein verändertes Konsumverhalten, es gibt vielfältige Lösungen, um die  eigenen Treibhausgasemissionen zu vermindern und damit etwas gegen die  Erderwärmung zu unternehmen.
 
                         
             
            